Wie "Shrek" zu "Fiona" wurde
Eliane Pohl und ihre Freundin Ane aus Dänemark machten im Sommer 2009 mit den beiden Töchtern eine Deutschland-Tour im T3-Bus. Dabei gerieten sie an zwei Sprayer, die ihren Bulli zum "Hippie-Mobil" umdekorierten und erlebten ein Getriebe-Abenteuer mit glücklichem Ausgang.
Im Jahr 2009 kauften meine Freundin Ane und ich uns einen T3 (Baujahr 1982), den wir nach dem Vorbild der populären Filmfigur “Shrek” nannten. Und das aus gutem Grund, denn der Bulli ist groß, grün und hässlich. Angeschafft hatten wir den VW Bus in erster Linie, um damit Einrichtungsgegenstände für unseren gemeinsamen Laden zu transportieren, was mit unserem Pkw auf die Dauer zu beschwerlich wurde.
Neben seinem großen Platzangebot hatte “Shrek” jedoch noch andere Vorteile. Bei den Vorbesitzern handelte es sich um ein paar junge Männer, die mit dem Bulli nach Paris gefahren waren. Offensichtlich hatten sie während dieser Reise keine große Lust, miteinander zu reden, denn sie hatten gleich drei Flachbildschirme, einen DVD-Player sowie eine Playstation in dem Fahrzeug installiert. Für unsere beiden Kinder war diese Sonderausstattung natürlich eine tolle Sache.
Wir leben in Dänemark und entschlossen uns im Sommer 2009, eine Tour nach Berlin zu unternehmen. Zuvor wurden wir noch schnell Mitglied bei der dänischen Variante des ADAC. Außerdem ließen wir unseren „Shrek“ von einem Kfz-Mechaniker überprüfen. Sein Urteil: „Der Wagen verliert ein wenig Öl, aber das machen ja alle alten Autos. Das Getriebe solltet ihr irgendwann austauschen lassen. Das hat jedoch keine Eile. Ich werde mich nach einem gebrauchten Getriebe für euch umsehen.“
Mit dieser Information fuhren wir schließlich los. Am ersten Tag erreichten wir die dänische Stadt Sønderborg, wo wir zwei Sprayer kennen lernten, die im Auftrag der Stadtverwaltung einen Container dekorierten. Sofort hatten Ane und ich denselben Gedanken: „Lass sie doch einfach unseren Bulli bemalen!“
Wir fragten die Jungs, wie viel es kosten würde, wenn sie uns eine Hippie-Blume auf den Bus sprühen würden. Sie wollten dafür nur ein Eis und eine Cola haben. Unseren Bulli bemalten sie dann in ihrer Garage, wo wir viele gelungene Graffitis bewundern konnten.
Als wir mit dem frisch dekorierten „Shrek“ schließlich die deutsche Grenze überschritten, waren unsere Kinder stolz wie Bolle. Völlig euphorisch entschlossen wir uns, noch bis zum späten Abend weiterzufahren. Gegen 23.00 Uhr machten wir schlapp und fingen an, nach einer Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten.
Wir verließen die Autobahn und suchten nach einem Hotel. In der ersten Stadt war alles ausgebucht, in der zweiten Stadt natürlich auch. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits total übermüdet. Außerdem brauchten wir Sprit und hielten an einer Tankstelle, wo Ane sich nach einem Campingplatz erkundigte. Wir erhielten eine vage Auskunft und fuhren weiter.
Den Campingplatz konnten wir zunächst nicht finden. Wir wendeten ein paar Mal und verzweifelten langsam, als wir schließlich doch erfolgreich waren. Es regnete und wir waren total erledigt. Deshalb bauten wir unser kleines Zelt gar nicht erst auf, sondern schliefen alle vier im Bulli, der für diesen Zweck nicht ausgerüstet war. Es wurde eine lange Nacht.
Am nächsten Morgen wachten wir völlig gerädert auf, frühstückten an der Tankstelle und fuhren anschließend nach Hamburg weiter. Dort angekommen, parkten wir unseren “Shrek” am Stadtrand und fuhren mit der Bahn in die Innenstadt, wo wir den Vormittag mit Besichtigungen und einem Schaufensterbummel verbrachten. Das Wetter war schön und sonnig und wir freuten uns, Urlaub zu haben und eine neue Stadt zu entdecken.
Am Nachmittag mussten wir Hamburg jedoch schon wieder verlassen, weil wir noch meine Tante Elke in Braunschweig besuchen wollten. Während wir uns mit dem Bulli auf den Weg zu ihr machten, brach uns der Schalthebel ab!
Wir riefen den Pannendienst an, der unseren „Shrek“ zu einer VW-Vertragswerkstatt abschleppte. Dort wurden wir mit wenig Begeisterung empfangen. Was der Service-Manager sah, waren zwei Frauen und zwei kleine Mädchen, die nach einer Nacht im Auto und einem Tag in der Stadt ziemlich zerknautscht und müde aussahen. Zu allem Überfluss brachten wir unseren alten, bemalten Hippie-Bus mit. Das alles weckte nicht gerade sein Vertrauen und es war offensichtlich, dass er annahm, wir könnten nicht bezahlen.
Der Service-Manager stellte schnell fest, dass der Bulli ein neues Getriebe brauchte (was wir bereits wussten, bevor wir in Dänemark losgefahren waren). Nachdem er noch ein wenig über “beschissene alte Autos” gebrummelt hatte, verschwand er, um herauszufinden, wie lange die Reparatur dauern und was sie kosten würde.
Als er uns schließlich in sein Büro bat, war sein Tonfall sehr besorgt. Er sagte uns, die Reparatur würde 300 Euro kosten. Ane und ich überlegten kurz und dann fragte sie ihn: „Sie wollen uns wirklich ein nagelneues Getriebe für 300 Euro installieren?“ Der Service-Manager bejahte dies. Da sagten wir ganz schnell: „Kein Problem!“ Es handelte sich nämlich um ein Drittel des Preises, den wir für die Installation eines gebrauchten Getriebes in Dänemark bezahlt hätten.
Offenbar fand der Service-Manager unsere Begeisterung und mangelnde Sorge über die von ihm genannten Kosten sehr ermutigend. Es sah für ihn so aus, als könnten wir nun doch bezahlen und sein Umgangston änderte sich komplett.
Der Pannendienst besorgte uns ein Hotel für die folgende Nacht und einen Mietwagen für die nächsten Tage, so dass wir doch noch meine Tante in Braunschweig besuchen konnten.
Nachdem der Bus repariert war, fuhren wir damit wie geplant nach Berlin, wo wir fünf schöne Tage verbrachten und uns zusätzlich von fantastischen Graffitis inspirieren ließen. Also beschlossen wir, den Rest unseres Bullis auch noch zu besprühen. Wir fanden in Berlin einen Graffiti-Laden, der hunderte von Farbsprays anbot. Nachdem wir wieder zurück in Dänemark waren, vollendeten wir unser „Hippie-Mobil“, das wir inzwischen von „Shrek“ auf „Fiona“ umbenannt haben.
Hier geht es zur Webseite von Eliane Pohl
Der "Shrek" vor Reiseantritt
Der "Shrek" wird besprüht:
Der abgebrochene Schalthebel: