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Testfahrt Elektro-T6.1 von Abt: Ein Tuner entdeckt die Langsamkeit

Der Tuner Abt baut für Volkswagen Nutzfahrzeuge einen rein elektrischen T6.1-Transporter. Der ADAC hat mit dem E-Bulli Testfahrten absolviert.

Abt e-Transporter 6.1.

 ©Abt Stefan Lindloff

Die Firma Abt Sportsline aus Kempten im Allgäu dürften die meisten ausschließlich mit Motorsport und getunten Fahrzeugmodellen aus dem VW-Konzern in Verbindung bringen. Frei nach dem Motto: Ein bissl was geht immer, vor allem mehr Leistung. Doch das ist nur die eine Seite. Abt kann auch vernünftig: mit dem Ableger Abt e-Line. Seit rund zehn Jahren beschäftigt sich die Firma mit Elektromobilität und baut in überschaubaren Stückzahlen elektrische VW Caddys und VW T6.

Seit 2019 wird die Tuningschmiede sogar durch eine offizielle Kooperation mit VW Nutzfahrzeuge geadelt: Die elektrischen Transporter werden für den Großkonzern vom kleinen Partner in Kempten entwickelt und über VW Nutzfahrzeuge vertrieben. So heißt der elektrische Bulli denn auch Abt e-Transporter 6.1, es gibt aber auch die Ableger Caravelle und Kombi mit Fond-Sitzen und Fenstern.

Dass VW die Fahrzeuge nicht selbst baut, hat einen Grund: Die Stückzahlen sind zu gering. Zwar plant Abt bis Ende 2021 rund 5500 Exemplare des T6.1, für die Großserie bei VW wäre das aber viel zu wenig.

Und was kann der elektrische Bulli? Der Blick auf die Zahlenwerte ist zunächst ernüchternd: Die Batterie, die an den Unterboden geschraubt wird, ist die des e-Golf – mit entsprechend magerer Kapazität. 37,3 kWh (brutto) sind heute eigentlich nicht mehr konkurrenzfähig, wo doch bereits ein e-Corsa als Kleinwagen auf 50 kWh kommt und mit 330 Kilometern Normreichweite glänzt. Der Abt e-Transporter soll je nach Ausführung mit einer Batterieladung nur zwischen 105 und 138 Kilometer weit fahren können.

Die 333 Kilogramm schwere Batterie besteht aus 16 Modulen.

 ©Abt Stefan Lindloff

Das erscheint wenig, aber für die Zielgruppe ist das kein Problem. Schließlich ist der Elektro-Bulli nicht für Vertreter gedacht, die ständig auf der Autobahn zum nächsten Kunden hetzen, und auch nicht für Familien, die mit ökologisch reinem Gewissen in den Campingurlaub fahren wollen.

Zielgruppe sind kleine Handwerker oder auch Lieferdienste, die hauptsächlich in der Stadt unterwegs sind. "Wir haben einen Kunden, der zehn Fahrzeuge betreibt und damit Essen ausfährt", sagt Jens Häberle, der leitende Produktmanager für E-Mobilität bei Abt. Auch Schulbusse mit festen Routen seien im Einsatz und ein örtlicher Bäcker würde seine Ware elektrisch ausliefern. Allen gemein: Die tägliche Fahrleistung ist so gering, dass selbst die potenzielle Reichweite nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird.

Zwar ist eine reichweitenstärkere Variante mit 82-kWh-Batterie denkbar, doch ob sie kommt, ist laut Häberle nicht nur deshalb noch nicht entschieden. "Entscheidend ist bei einem Transporter natürlich die Zuladung", sagt Häberle. Und die würde unter der größeren Batterie erheblich leiden. Schon die kleinere wiegt 333 Kilogramm, die große würde auf rund 700 kommen. Bei der jetzigen Version beträgt die maximale Nutzlast immerhin rund eine Tonne, die Anhängelast liegt bei 1,5 Tonnen. Nutzwert geht hier also vor Reichweite, die ohnehin kaum einer braucht.

Unser erster Fahreindruck mit der Caravelle: Überaus angenehm, weil der T6.1 äußerst leise davonstromert und man vom Antrieb so gut wie nichts wahrnimmt. Wie bei jedem Automatikfahrzeug einfach den Wählhebel auf D schieben und sobald man von der Bremse geht, rollt der Bus auch schon los. In der Stadt sogar überraschend flott, Leistung fehlt einem hier nicht. Dass der T6.1 aber nicht allzu üppig motorisiert ist, merkt man spätestens am Ortsschild: Dann sirrt der T6.1 deutlich behäbiger vor sich hin. An Steigungen, wie sie rund um Kempten auf der Landstraße durchaus häufiger zu finden sind, kommt der Bulli über 70 km/h nur sehr widerwillig hinaus.

Mit bis zu 1,5 Tonnen Anhängelast eignet sich der Elektro-T6.1 auch als Zugfahrzeug.

 ©Abt Stefan Lindloff

Kein Wunder bei gerade einmal 83 kW Motorleistung, von denen bei sachtem Gasfuß in der Regel sogar nur 75 Prozent zur Verfügung stehen. Erst beim Kickdown liegen volle 100 Prozent Leistung an, was sich dann zumindest durch einen merklichen Schub bemerkbar macht. Die Spitze ist je nach Ausführung ohnehin auf 90 bzw. 120 km/h begrenzt. Auf der Autobahn dürfte man sich damit nicht sonderlich wohl fühlen. Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: stolze 17,4 Sekunden.

Kaum wahrnehmbar ist, dass der Elektro-T6.1 schaltet. "Wir verbauen das Original-DSG-Getriebe des T6.1 und nutzen davon drei Gänge", sagt Häberle. Dadurch werde der Bulli effizienter als mit nur einem festen Gang, mehr als drei bräuchte es aber nicht. Als Normverbrauch gibt Abt zwischen 27,0 und 35,8 kWh je 100 Kilometer an, was nach unserer ersten Testfahrt durchaus glaubhaft erscheint.

Weil viele Originalteile von VW zum Einsatz kommen – das Ladegerät aus dem e-Golf beispielsweise für 7,2 kW beim AC-Laden (Ladezeit 5,5 Stunden) und 50 kW beim DC-Laden (80-Prozent-Ladung in 45 Minuten) – können die Ersatzteile über VW Nutzfahrzeuge bezogen werden. Wie auch das ganze Fahrzeug, das sich im offiziellen Konfigurator von VW befindet. Mindestens 44.990 Euro (netto) kostet der Abt e-Transporter als Kastenwagen, der Kombi kommt auf 49.623 und der Caravelle auf 56.475 Euro netto.

Das ist nicht wenig, doch für manchen Betrieb könnte die Kalkulation dennoch aufgehen. Schließlich lässt sich vom Listenpreis noch die aktuelle E-Auto-Prämie von 7500 Euro abziehen. Zudem bleiben Elektroautos noch über Jahre steuerfrei. Wie bei anderen E-Autos von VW gibt es eine Garantie auf die Batterie von acht Jahren bis 160.000 Kilometer.

Spätestens 2022 kommt dann der Nachfolger als T7 und der elektrische VW ID. Buzz mit größeren Batterien und besseren Reichweiten. Ob dann Abt noch mit im Boot sitzt, bleibt abzuwarten.

Jochen Wieler ADAC

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