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Tempo 36 für Kinderherzen

Wie schnell darf man fahren, wenn man für ein herzkrankes Kind unterwegs ist? Wir haben es bei einer sportlichen Wettfahrt für die Stiftung Kinderherz ausprobiert. Mit 36 km/h ist man gut unterwegs...

Startklar für einen guten Zweck

 ©eba

Ob wir diese Tour mit unserem Oldie wirklich fahren wollten. Das fragten nicht nur die besorgte Ehefrau und eine Freundin. Doch solche Ängste waren unbegründet, handelte es sich doch beim „1. Adler Charity Cup“ eher um eine anspruchsvolle Sonntagstour durchs Ländle, als um eine echt sportliche Rallye. Davon gab es ja schon etliche in Kooperation mit der Stiftung, wie etwa 2017 die „30. ADAC Bavaria Historic“ in Maxlrain, die Hamburg-Berlin Klassic 2016, die Klassiker-Tage in Schleswig-Holstein oder die Hansa Sunflower Rallye in Kühlungsborn. Und sogar Walter Röhrl, bester Rallyefahrer aller Zeiten, war 2017 für die Stiftung mobil unterwegs, weil das bei solchen Events gesammelte Geld „eins zu eins dort ankommt, wo es am nötigsten gebraucht wird…“

Ganz weit vorne fuhr jedoch ein VW Bulli T4, Baujahr 1996 bei der „Midsummer Around The Baltic Sea“, mit dem zwei Hamburger Studenten 7500 km in 16 Tagen zurücklegten.

Vor solch gewaltiger Kulisse kann unsere Teilnahme auf Kreisliga-Ebene vergleichsweise bescheiden zitiert werden, - der Effekt jedoch ist derselbe. Da war zunächst ein Nenngeld an den mitveranstaltenden Motorsportclub Waiblingen zu leisten für die vorzügliche Organisation. Und dann natürlich ein Betrag auf das Spendenkonto DE 58 3602 0030 0003 7735 58.

Der war nicht wirklich "sattelfest"...

 ©eba

Weitere Vorbereitungen galten dem Bulli, der den Winter über Garagenarrest hatte. Neue Batterie einbauen, weil mal wieder eine die Garantiezeit von zwei Jahren nicht überlebte. Dann natürlich der übliche Check vor den amtlichen Prüfungen, die das 77er-Baujahr mühelos schaffte: TÜV und Gas beides ohne Beanstandungen. Schließlich bauten wir noch Gurte auf der Sitzbank der Westfalia-Einrichtung ein. Wäre nicht notwendig gewesen, ist aber sicherer. Hilfreiche Tipps gab es vom Webshop „Bus ok“, danke.

Letzte Prüfung – eine 100 Kilometer-Testfahrt im vermuteten Zielgebiet. Doch dann die kleine Katastrophe: Am rechten Vorderrad gab es quietschende Geräusche und die wurden immer länger und lauter.  Sicherheitshalber fuhren wir am Freitag noch zu einem ehemaligen VW-Händler. Der jetzige Inhaber hatte noch an alten Bullis gelernt und ein großes Herz. Denn am Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend, war klar, dass im rechten Bremssattel die Kolben festgefressen waren. Wo gab es um diese Zeit das Ersatzteil? Die Firma WM Fahrzeugteile konnte helfen, - in 30 Kilometer Entfernung, in Mühlacker war ein einziges Teil am Lager. Und der Meister konnte seine Arbeit beenden, - wobei allerdings noch die Bremsleitung neu gebogen und angepasst werden musste. Punkt 17 Uhr konnten alle den Feierabend genießen.

Nicht immer optimal gelaufen...

Und am Sonntag, Punkt 9 Uhr, Fahrerbesprechung, eine Stunde später Start des kleinen, aber feinen Feldes. Zwischen einigen Porsche, einem Jaguar und einem 300er mit Stern war unser Bulli fast schon ein Exot und wurde natürlich bestaunt. Immerhin hatten wir mit 70 PS aus dem Zwei-Liter-Boxer die schwächste Motorisierung.

Vier Wertungsprüfungen waren über die 130 Kilometer lange Strecke verteilt. Schon bei der ersten, einer Gleichmäßigkeitsfahrt über 2600 Meter und einem Schnitt von 36 km/h hatte unser Team Pech. Die schmale Nebenstraße erwies sich als Falle – entgegenkommende Radler und dann noch ein Anlieger, der uns zum Stopp und zur Rückwärtsfahrt zwang. Da waren die errechneten vier Minuten und 20 Sekunden nicht mehr zu halten. Aber jetzt wissen wir auch die Antwort auf die obige Eingangsfrage…

Was wäre das Leben ohne Urkunden?

Effektiver war das Vor- und Rückwärtseinparken gegen ein tiefes Gatter. Der vordere Abstand sollte 30, der hintere 50 cm betragen. Die letzte Aufgabe war kompliziert: Fünf Meter vor dem Auto hing ein Tennisball an einem Galgen, - die Fahrer sollten dem Helfer signalisieren, wie die vermutete Fahrzeughöhe sein würde. Berührte der Ball die Karosserie gab es 250 Strafpunkte, jeder Zentimeter zu hoch fünf Punkte Abzug.

Natürlich gab es auch zwei Durchfahrtskontrollen – und die lagen, wie nicht anders zu vermuten, an Punkten, bei denen man auch alternative Routen hatte fahren können, aber nicht dürfen…

Fazit: In der Fahrzeugkategorie 4 reichte es für den zweiten Klassenrang und eine Urkunde, - und eine Flasche spanischen Wein. Ausgesucht vom Chef des Sternerestaurants Adler in Asperg, dessen Brasserie „Aguila“ für die Freunde Spaniens ein Hot Spot ist.

Prominent platziert auf facebook

 ©FB Scan

Für unser Team – Durchschnittsalter ohne Auto 77,5 Jahre, mit Auto  65 Jahre – bilanzieren wir einen Sonntag voller Überraschungen und positiver Erkenntnisse. Wer Gutes tun will für Menschen, die der Hilfe brauchen, kann sich auf vielfältige Weise einbringen. Mit einem H-Auto dabei noch Spass zu haben, ist die ganz private Alternative zu einer Geldspende. Beide Varianten sind im Sinne der Bedürftigen und Betroffenen nahezu unerlässlich und können wirklich helfen, dort, wo Hilfe und Unterstützung notwendig ist. Oder, wie es im Flyer der Stiftung Kinderherz heißt: „Es gibt viele Wege, für die Herzkinder da zu sein…“

In diesem Sinne haben wir gann auch kräftig Gas gegeben...

Hier seht Ihr unseren Start im Video:

Herzlich willkommen - da geht manche Tür auf.

 ©eba

Über die Stiftung Kinderherz

Gemeinsam mit Kliniken für herzkranke Kinder in ganz Deutschland entwickelt die Stiftung Kinderherz (www.stiftung-kinderhezr.de) zunächst Förderideen und daraus wiederum nachhaltige Projekte – Projekte zum Wohle von Kindern mit Herzfehlern. Betroffen sind viel mehr Kinder als man annehmen möchte. Jedes Jahr kommen 7000 Säuglinge mit einem Herzfehler zur Welt – ein Prozent aller Neugeborenen. Es ist eine einfache Rechenaufgabe, was dies im Laufe von zehn Jahren bedeutet. Krankenhäuser wie Kinderherz-Zentren leiden unter klammen Kassen. Um sie im Sinne der erkrankten Kinder zu unterstützen, bedarf es privaten Engagements durch eine schlagkräftige Organisation.

Ernst Bauer

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