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Tagebuch „2000 Kilometer durch Deutschland“

Johann-Heinrich Hahn und seine Frau Dagmar aus dem schleswig-holsteinischen Weddingstedt haben mit ihrem rot-weiß lackierten T1 an der größten deutschen Oldtimer-Rallye "2.000 Kilometer durch Deutschland" vom 12.-20. Juli 2008 teilgenommen und ihre Erlebnisse aufgezeichnet.

Foto: Johann Heinrich Hahn

Für die Teilnahme an der Oldtimer-Rallye "2.000 Kilometer durch Deutschland" hatte Johann-Heinrich Hahn sich regulär beworben. Sein Ziel war nicht der Sieg, sondern das Dabeisein und darüber hinaus "einfach nur anzukommen".

Sein ehemaliges T1 Feuerwehrfahrzeug (Bj. 1965, 1.483 ccm, 43 PS) war nach 20 Jahren Dienst ausgemustert und von den Zweitbesitzern zum Wohnmobil umgebaut worden. 1990 übernahm Johann-Heinrich Hahn den Bulli und restaurierte ihn mit Hilfe von Freunden.
 
Johann-Heinrich Hahn ist Mitglied im Club für Alte Automobile und Rallyes CAAR-Deutschland e.V. und unternimmt mit seinen Clubkameraden mindestens einmal pro Jahr eine Fernreise (zum Beispiel nach Masuren, an den Gardasee und in 2007 nach Riga), um befreundete Oldtimer-Clubs oder dortige Jubiläen  zu besuchen. 

Foto: Heiko P. Wacker

Anreise (Freitag, 11. Juli 2008)

Dithmarschen - Elbtunnel - Lüneburger Heide - Hannover

Zum Prolog am folgenden Tag versammelten sich rund 40 Fahrzeuge in Hannover, um sich bereits hier beim Veranstalter zu melden. Weitere 60 Teilnehmer starteten in Düsseldorf. Die sehr akribische Prüfung bei der dortigen Dekra wurde anstandslos bewältigt. Skeptische Blicke
anderer Teilnehmer mit PS-starken Automobilen und unverhohlene Kommentare ("Die kommen nie an!") begleiteten meine Frau und mich in den Abend.

Mitgeteilt wurden uns die Wertungskriterien:

Durchfahrtskontrollstellen - sowohl offizielle Kontrollstellen als auch geheime Kontrollen, um das Abfahren der vorgegebenen Route sicherzustellen.

Ebenso Gleichmäßigkeitsprüfungen, zwei Zeitprüfungen pro Tag ( einmal morgens beim Start und einmal mittags beim Re-Start). Hierbei waren zum Beispiel Strecken (ungefähr 10 bis 100 Meter) in unterschiedlichen Zeitabschnitten zwischen ca. 6 und 12 Sekunden zu bewältigen. Abweichungen ergaben Minuspunkte, ein Anhalten war verboten.

Für Verkehrsverstöße (Missachtung eines Überholverbots) und zu schnelles Fahren (zum Beispiel innerorts) gab es ebenfalls Minuspunkte. Eigene Radartrupps überwachten die Rallye dahingehend.

Strafpunkte gab es auch für die Inanspruchnahme der Pannenhilfe des begleitenden AvD sowie bei Verstößen gegen den Umweltschutz (fehlende Pappe unter dem Fahrzeugmotor beim Parken).

Teilnehmende T1-Doka. Foto: VW-Nutzfahrzeuge

Prolog (Samstag, 12. Juli 2008)

Ruhig startete die Voretappe an diesem Tag von Hannover über die Durchfahrtskontrollstellen Eldagsen, Coppenbrügge, Hameln, Blomberg, Erwitte, Wetter, Wülfrath nach Düsseldorf zum dortigen Meilenwerk bzw. zur Automeile. Erste Zweifel an der vollständigen Richtigkeit des Roadbooks meldeten sich an, die sich hin und wieder im Verlauf der folgenden Woche bestätigten. Schwamm drüber!

Auf der Düsseldorfer Automeile traf sich das gesamte internationale Teilnehmerfeld. Das älteste Fahrzeug war ein Hispano Suiza H 6  aus dem Jahr 1921, das jüngste ein DAF aus dem Jahr 1978, der hier schon unter dem Namen Volvo 66 firmierte. Auffallend war die starke Riege der hochpreisigen Fahrzeuge der Marken Daimler-Benz, BMW, Jaguar etc.

Wir mit unserem VW Bulli (T1 Wohnmobil, 43 PS, Bj. 1965) hatten noch vier weitere Markenkollegen um uns. Da gab es eine T1 Doppelkabine (Bj. 1963) und eine T2b Doppelkabine (Bj. 1971), beide aus dem Depot von Volkswagen Nutzfahrzeug. Dazu gesellten sich ein privater VW Variant (Typ 3) und ein Käfer (beide Bj. 1972).

Eine erstaunlich große oldtimerbegeisterte Menge bevölkerte an diesem schönen Samstagabend die Düsseldorfer Automeile und ließ uns Großartiges für die nächsten Tage erwarten. Vorweg sei schon gesagt: An jeder späteren Durchfahrtskontrollstelle bzw. Stempelkontrolle wurde unser Bulli mit lautem Jubel und oft rhythmischen Klatschen begrüßt: Überall Freude pur!

Länge dieser Etappe: 284 km, tatsächlich gefahren: 339 km

Beim Start in Düsseldorf. Foto: Heiko P. Wacker

1. Etappe (Sonntag, 13. Juli 2008)

Die erste Etappe führte uns von Düsseldorf nach Mannheim.

Vorgegeben war eine Strecke über Köln am Rhein (Ford-Werke) quer durch die Eifel an die Mosel und wieder an den Rhein, zum Teil auf historischer Strecke. Die Durchfahrtskontrollstellen fanden wir diesmal in Köln, Euskirchen, Bad Münstereifel, Blankenheim, Daun, Traben-Trarbach, Kirn, Worms, Lampertheim, Ladenburg und Mannheim.

Ein schönes Erlebnis hatten wir in Blankenheim, wo uns ein Rentner mit heftigem Gestikulieren heranwinkte, um mir einen Beutel mit nagelneuen Zündkerzen und Unterbrecherkontakten usw. in die Hand zu drücken mit der Bemerkung, er habe das Autofahren (VW Käfer) aufgegeben und wolle diese Sachen einem anderen VW-Fahrer weitergeben. Ich revanchierte mich in der Eile mit einem kleinen Taschenmesser, das er hocherfreut annahm, um es seinem Enkel zu schenken.

Den berühmten Nürburgring streiften wir nur. Ein Lkw-Rennen war dort angesagt und eine entsprechend große Anzahl von Zuschauern war dorthin unterwegs. Uns blieb nur ein kurzer Blick, mehr nicht.

Im Moselort Traben-Trarbach - es war die Mittagszeit - feierten die Einwohner und ihre Gäste ein Weinfest und die Verantwortlichen verehrten uns zwei Flaschen Wein und Gebäck. Eine feine Geste!

In Ladenburg bei der dortigen Durchfahrtskontrolle am Dr. Carl Benz-Museum schienen uns die Leute eher ein wenig lustlos. Vielleicht lag es an der späten Stunde (20.00 Uhr).

Länge dieser Etappe: 434 km, tatsächlich gefahren: 469 km

Teilnehmende T2-Doka von VWN. Foto: Christoph Boltze

2. Etappe (Montag, 14. Juli 2008)

An diesem Tag ging die Reise von Mannheim durch das Elsass und den Nordschwarzwald nach Stuttgart.

Schönes Wetter war in Baden angesagt, als wir durch die Kurpfalz rollten. Als erstes steuerten wir den nahe gelegenen Hockenheimring an. Diesmal wurden wir trotz der Vorbereitungen zum bevorstehenden Grand Prix vorgelassen und durften dort zwei (!) Gleichmäßigkeitsrunden drehen. Gar nicht so einfach für unseren Bulli und so fuhren wir mit gemütlichen 30 km/h und erzielten - Vergleich erste gegen zweite Runde - einen akzeptablen Wert, während uns die chromblitzenden Karossen mit Affengeschwindigkeiten überholten. Ihre Ergebnisse schienen sie nicht zu interessieren. Wir ließen sie sausen, "denn sie haben auch nicht früher Weihnachten als wir!"

Danach ging es zu den Durchfahrtskontrollen in Speyer, Essingen, Landau/Pfalz, Gaggenau (2 x), Baden-Baden (1933 historischer Start- und Zielort dieser Fahrt), Bad Wildbad und Stuttgart.

Das Elsass bot einige Umleitungen, die wir brav befolgten. Seltsamerweise überholten wir anschließend den Schlusswagen, der sich wohl nicht an den Plan gehalten hatte. Auch seltsam!

Nach einer eiligen Mittagsrast fuhren wir weiter durch den Nordschwarzwald über Bad Wildbad nach Stuttgart. Steigungen von bis zu 14 Prozent und viele Kehren machten unserem Bulli das Fahren schwer: der zweite Gang war angesagt mit maximal 30 km/h - sehr zur Freude der uns folgenden Straßenverkehrsteilnehmer, unter denen sich auch verspätete Rallye-Teilnehmer
befanden. Ihr Fluchen über uns und das kilometerlange Überholverbot hörten wir glücklicherweise nicht. Anmerkungen dazu gab es von ihnen abends doch noch. "Sportsleute" eben!

Zu erwähnen blieb noch das Vorbeifahren an der Solitude-Rennstrecke (Alte Boxen) in Stuttgart. Ein Besuch verbot sich wegen eines Staus im abendlichen Berufsverkehr.

Länge dieser Etappe: 258 km, tatsächlich gefahren: 308 km

Foto: Christoph Boltze

3. Etappe (Dienstag, 15. Juli 2008)

Die dritte Etappe dieser Rallye führte uns über die schwäbische Alb, Neu-Ulm und München ins bayerische Bad Gögging.

Als erstes liefen wir die Durchfahrtskontrolle beim Mercedes-Museum in Untertürkheim an. Weitere Durchfahrtskontrollen waren an diesem Tag in Kirchheim/Teck, Neu-Ulm, Gersthofen, München (Olympia-Gelände), Freising, Bad Mainburg und Bad Gögging vorgesehen.

Wir verließen mit der üblichen "Verspätung" den Stuttgarter Kessel, um uns an die Alb-Auffahrt zu machen. Unser Bulli musste mal wieder beweisen, was er kann. Und er konnte! Langsam, ganz langsam ging es hinauf zur Albhöhe. Bloß den Schwung behalten, wenn es mal bergab ging!

Auf der Albhöhe in der Nähe von Laichingen erwischten uns die begleitenden Radar-Blitzer des Rallye-Veranstalters: Drei km/h zu schnell (Toleranz bereits abgezogen)! Das kam vom Schwungholen und gab entsprechende Strafpunkte.
Davon unbeeindruckt fuhren wir weiter nach Neu-Ulm zum Bus-Bauer Setra, der
freundlicherweise einige wunderschöne alte Reisebusse aus der Nachkriegszeit für die Rallye-Teilnehmer und die zahlreichen Zuschauer als Hintergrund zur Verfügung stellte. Anerkennung!

Die folgende Durchfahrtskontrolle in Gersthofen befand sich auf dem Gelände der Brauerei Riegele, die uns für den Abend mit reichlich Flaschenbier versorgte. Auch das steckte unser Bulli weg: Stauraum für Gerstensaft hat er genug. Besten Dank nachträglich!

Zur Mittagspause trafen wir in München im Olympiapark ein. Ein gemeinsam mit verabredeten Verwandten hastig eingenommenes Mittagsmahl musste reichen, bevor wir die bayerische Landeshauptstadt verließen, um anschließend eine Menge Zeit im nahen Unterföhring zu verlieren, wo wir unvermutet auf einen zweiten Kreisel trafen, den das Roadbook nicht vermerkt hatte. Wer hier wohl zuvor die Strecke abgefahren hatte? Wir wussten es nicht, nahmen im zweiten Anlauf die erstbeste Ausfahrt und hatten gewonnen: Der Bulli war wieder in der Spur…

Die Verantwortlichen der Durchfahrtskontrolle in Bad Mainburg versorgten uns noch mit Mineralwasser, dann erreichten wir spät die Donau in Bad Gögging.

Länge dieser Etappe: 334 km, tatsächlich gefahren: 385 km

Besucherbulli. Foto: Christoph Boltze

4. Etappe (Mittwoch, 16. Juli 2008)

Ruhetag in Bad Gögging und kleine Ausfahrt nach Ingolstadt.

Vielen kam der Ruhetag recht. Auch uns ein wenig. Etwas Bulli-Pflege war angesagt. Das Übliche: Ölstand peilen, Keilriemen prüfen, den Reifenluftdruck beachten und andere Kleinigkeiten. Bislang hatten sich der Bulli und auch die beifahrende Ehefrau als Franzerin (Reihenfolge!) wacker geschlagen. Also gab es nichts zu bemängeln.

Doch was musste ich beobachten? Die teilnehmenden Dokas aus dem Depot von Volkswagen Nutzfahrzeuge wurden einer Kur unterzogen! Nicht von den Fahrern, sondern von zwei mit einer T5 Doka "eingeflogenen" VWN-Mechanikern, die alles penibel durchsahen: Motor, Bremsen, Ventile, Zündung. Traute VWN seinen eigenen Fahrzeugen nicht? Was solls! Gefunden haben sie jedenfalls nichts. Aber hätten sie nicht auch einmal ein Auge auf uns private Bulli-Fahrer werfen können? Das wäre zumindest eine nette Geste gewesen.

Bis zum späten Vormittag hielt es uns im (zu) beschaulichen Bad Gögging. Wir erinnerten uns daran, dass sich die Veranstalter auf ihrer für diesen Tag geplanten, freiwilligen kleinen Rundtour eine Mittagsrast beim Audi-Forum hatten einfallen lassen. Also auf nach Ingolstadt!

In Ingolstadt nahmen wir zum ersten und einzigen Mal die Pole Position ein. Das übrige Teilnehmerfeld traf wenig später ein. Es folgte ein kurzer Rundgang durch das Museum mit seiner ruhmreichen Vergangenheit in Sachen Horch und Audi (früher in Zwickau), Wanderer (früher in Chemnitz) und DKW (früher in
Zschopau), die im Jahr 1932 zur Auto-Union fusionierten. Schöne Zwei- und Vierräder waren zu bewundern.

Eine Zeitprüfungsfahrt auf dem Audi-Gelände beendete nachmittags unter großem Zuschauerandrang diesen Rallye-Tag.

Länge dieser Etappe: 132 km, tatsächlich gefahren: 152 km

Besucherbulli. Foto: Heiko P. Wacker

5. Etappe (Donnerstag, 17. Juli 2008)

Von Bayern ging es durchs Frankenland nach Sachsen (über Hof, Plauen nach Zwickau).


Erstmals stellte sich Regen ein. Wir bedauerten die beiden teilnehmenden Motorradfahrer, weniger hingegen die Fahrer der Cabrios bzw. der offenen Roadster.

Die Durchfahrtskontrollen befanden sich an diesem Tag in Eichstätt, Weißenburg, Fürth, Bayreuth, Hof, Plauen, Reichenbach, Kirchberg und Zwickau (2 x). An den Durchfahrtskontrollen - einige waren uns Teilnehmern vorher nicht bekannt - wurde der Jubel der anwesenden Einwohner nach unserem Eindruck immer lauter. So beliebt war unser Bulli - nach dem Motto: "Vergiss den Jaguar, hier kommt ein VW Bus!" Das hätten wir uns nicht träumen lassen.

Nachmittags wurde das Wetter besser und wir erreichten heil und munter gegen 20.00 Uhr in Zwickau die dortige Durchfahrtskontrolle und das August-Horch-Museum, das zu später Stunde noch für uns geöffnet hatte. Welch freundliche Geste! Leider blieb uns nur sehr wenig Zeit für einen Rundgang. Wir haben uns fest vorgenommen, hier in nächster Zeit noch einmal einen ganzen Tag lang hineinzuschauen.

Bewegend für uns war der Augenblick, als uns an der Durchfahrtskontrolle Zwickau der 84-jährige Edgar Friedrich ansprach und uns erzählte, dass er der letzte Lehrling "beim Audi-Gründer Horch" gewesen sei. Im Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass er in der Nachkriegszeit "600 Autowerker aus dem von den Russen besetzten Sachsen nach Bayern" geschleust hatte. Ohne ihn und ohne diese Arbeiter mit ihren Führungskräften "wäre Audi in Ingolstadt nicht entstanden". Wohl wahr!

Länge dieser Etappe: 366 km, tatsächlich gefahren: 452 km

Besucherbulli. Foto: Heiko P. Wacker

6. Etappe (Freitag, 18. Juli 2008)

Fortsetzung der Rallye von Zwickau nach Potsdam (über Berlin).

366 Kilometer prophezeite das Roadbook für diesen Tag. Das war keine kleine Etappe für uns und den Bulli. Auch eine erkleckliche Anzahl von Durchfahrtskontrollen war angekündigt, so in Chemnitz, Freiberg, Dresden, Elsterwerda, Bad Liebenwerda, Herzberg, Luckenwalde, Zossen, Mittenwalde, Köpenick und Potsdam.

In den zu durchfahrenden Bundesländern Sachsen und Brandenburg gab es keine Berge zu bewältigen. Wir konnten ordentlich "Strecke machen". Der Bulli schnurrte wie ein Kätzchen und verharrte meistens bei seinem Lieblingstempo von 80 km/h.

Wir durcheilten die Flussebenen der Zwickauer Mulde, der Elbe und der Schwarzen Elster, durchquerten den Niederen Fläming und Urstromtäler und näherten uns nachmittags Berlin.

Auffallend auf dieser Strecke war die Begeisterungsfähigkeit der ansässigen Bevölkerung. War der Enthusiasmus der Zuschauer zuvor in den anderen Bundesländern schon groß gewesen, so erreichte er auf dieser Etappe noch einmal eine deutliche Steigerung.

Buchstäblich in jedem Dorf standen die Menschen am Straßenrand oder auf Plätzen, um uns zuzujubeln, zu winken oder nur mit einer Handbewegung zu grüßen. Wir kamen mit dem Erwidern der Grüße kaum hinterher. Viele hatten ihre Oldies mitgebracht und verliehen unserer Durchfahrt einen gewissen Charme.

Bemerkenswert erschien uns am frühen Abend das Anlaufen des FEZ in Berlin-Wuhlheide. FEZ steht meines Wissens für Freizeit- und Erholungs-Zentrum. Unter anderem betreiben hier Jugendliche einen kilometerlangen Parkbahnbetrieb mit Dieselloks und Personenwagen. Sie luden uns zum kostenlosen Mitfahren und zu Kaffee und Kuchen ein. Leider mussten wir (wieder) aus Zeitgründen darauf verzichten. Entsprechend lang waren die Gesichter der enttäuschten Kinder.

Anschließend ging es weiter in Richtung Potsdam. Diesmal durfte der Bulli seine
Lauffreudigkeit auf Berlins Autobahnen A113, A100 und A103 beweisen. Diesen Schnellstraßen schloss sich in Berlin-Steglitz und -Zehlendorf die Bundesstraße 1 an. Wir befuhren also die Originalstrecke der ersten Rallye "2.000 Kilometer durch Deutschland" im Jahr 1933. Auch heute noch sind diese Berliner Alleen mit den Namen Unter den Eichen und Potsdamer Chaussee beeindruckend.

Kurz vor dem heutigen Ziel stoppte uns auf der Glienicker Brücke eine im Roadbook nicht angekündigte Durchfahrtskontrolle. Der Kontrolleur stand genau an der Stelle auf der damals für Normalsterbliche unzugänglichen Brücke, an der während des Kalten Krieges die Ost- und Westagenten und der im Jahr 1960 über Russland abgeschossene U2-Pilot Powers ausgetauscht wurden.
Nach so viel jüngster Geschichte erreichten wir als Spätankömmlinge den Hotelparkplatz.

Länge dieser Etappe: 366 km, tatsächlich gefahren: 427 km

Der Ralley-Schlusswagen. Foto: Christoph Boltze

7. Etappe (Samstag, 19. Juli 2008)

Die Schlussetappe führte uns von Potsdam nach Hannover.

Umleitungen und Gegenden, die uns Norddeutschen bekannt vorkamen, bestimmten diesen letzten Rallye-Tag. Die vom Veranstalter bestimmten Durchfahrtskontrollen befanden sich in Brandenburg, Genthin, Tangermünde, Tangerhütte, Gardelegen, Seggerde, Schöppenstedt, Salzgitter, Söhlde, Hildesheim, Pattensen und Hannover.

Es war ein Samstag und viele Einwohner dieser Orte nahmen sich die Zeit, uns begeistert zu empfangen. Wieder und wieder wurden die drei teilnehmenden Bullis bestaunt. Gute Laune kehrte dabei von alleine ein.

Besonders in Erinnerung geblieben sind uns wegen ihrer Farbenprächtigkeit und der herzlichen Begrüßung der Till-Eulenspiegel-Geburtsort Schöppenstedt und die Stadtwache in Pattensen.

Eine letzte und bemerkenswerte Mittagspause gab es in Seggerde auf dem dortigen Gutshof. Das Mittagessen wurde in einem umgebauten Kuhstall serviert und die letzte Gleichmäßigkeitsfahrt dieser Rallye fand auf dem ungeschotterten Gelände (leicht bergan) statt. Auch hier fuhr der Bulli fast auf eine Zehntelsekunde genau. Oder lag es am Piloten?

Gegen Abend erreichten wir dann Hannover und dort das Ziel Messe-Süd. Oldtimer-Freunde begrüßten uns mit kräftigem Applaus und wiesen uns mehr oder weniger hilfreich ein. Gegenseitige Glückwünsche zum erfolgreichen Ende dieser Zuverlässigkeitsfahrt folgten.

Länge dieser Etappe: 330 km, tatsächlich gefahren: 368 km

Geschafft! Foto:. Christoph Boltze

Siegerehrung und Abreise (Sonntag, 20. Juli 2008)

Noch einmal versammelten sich alle Teilnehmer im Messezentrum Süd, um vom Veranstalter und den Verantwortlichen gefeiert und verabschiedet zu werden. Gesamtsieger wurden verdientermaßen die Motorradfahrer mit der Startnummer 11.

Für uns und unseren Bulli sprang in der Gesamtwertung der Platz 38 von 99 Teilnehmern heraus. In unserer Klasse VI (16 Automobile der Baujahre 1961 bis 1965) belegten wir den 6. Platz.

Von den fünf teilnehmenden VW-Fahrzeugen waren wir das zweitbeste Team, nur dem Käfer mussten wir uns beugen. Ein gläsernes Erinnerungsstück durften wir mit nach Hause nehmen. Unsere anschließende Heimfahrt nach Dithmarschen (319 km) bewältigte der Bulli ohne Beanstandungen.

Unser Bulli hatte sich (wieder einmal) tapfer geschlagen, alle Straßenverhältnisse bewältigt, nicht über den Durst getrunken. Er hatte durchschnittlich 10,4 Liter/100 Kilometer verbraucht und nur ein halber Liter Öl musste nachgefüllt werden. Er hatte keine Wunden davongetragen und auch keine ausgeteilt.


Vom 12.-20. Juli 2008 berichtete VW-Bulli.de tagesaktuell von der größten deutschen Oldtimer-Rallye "2.000 Kilometer durch Deutschland", die in diesem Jahr zum 75. Mal stattfand. Volkswagen Nutzfahrzeuge präsentierte dort erstmals deutschlandweit Fahrzeuge aus seinem Oldtimer-Fuhrpark. Zwei Pritschenwagen der Baureihen T1 und T2 mit Doppelkabine (Doka) begleiteten die Rallye. Anlass war das 50-jährige Jubiläum dieser Karosserieform. Hier können Sie die Höhepunkte der Rallye noch einmal nachlesen.

Johann Heinrich Hahn

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