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Jahresbilanz: Mehr verkauft, weniger gewonnen

Nicht nur den Wolfsburgern geht es gut, auch die Nutzfahrzeugtochter des Volkswagenkonzerns hat bei der Jahrespressekonferenz gute Zahlen gemeldet. So wurden die weltweiten Auslieferungen im Geschäftsjahr 2012 um 4,1 Prozent auf 550.370 Stadtlieferwagen, Transporter und Pickups gesteigert. Auch der Umsatz kletterte um 5,2 Prozent auf 9,45 Milliarden Euro.

 ©Volkswagen Nutzfahrzeuge

Demgegenüber musste Dr. Eckard Scholz, der Sprecher des Markenvorstandes Volkswagen Nutzfahrzeuge und zugleich oberster Entwickler ein schmerzhaftes Minus von 6,1 Prozent auf 421 Millionen Euro (Vorjahr 449 Millionen) beim Operativen Ergebnis (Gewinn vor Zinsen und Steuern, EBIT) bekanntgeben. Gleichwohl sei dies das zweitbeste, jemals erreichte Ergebnis.

Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise in Westeuropa, die auch die Konjunktur von leichten Nutzfahrzeugen das vergangene Jahr hindurch geprägt hat, ist dies ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis“ sagte Dr. Scholz vor der Wirtschafts- und Fachpresse am Freitag (15. März) im Kundenzentrum Hannover.

Bulli-Fans warteten vergebens auf Nachrichten über die weitere Entwicklung ihres Lieblingsautos. Eine sogenannte „große Produktaufwertung“ wird, wie am Rande der Konferenz zu hören war, 2015 erfolgen. Darunter versteht man in der Branche gewöhnlich mehr als ein Facelift.

Dass die T5-Baureihe in der Bilanz gut aussieht, zeigen diese Zahlen: Die T5-Baureihe wuchs weltweit um 2,9 Prozent auf 160.300 Auslieferungen (2011: 155.800). Zum Vergleich: Die weltweiten Caddy-Auslieferungen sanken um 5,9 Prozent auf 151.100 Fahrzeuge (2011: 160.600). Die Auslieferungen des „Saveiro“ verringerten sich um 2,3 Prozent auf 79.400 (2011: 81.200), der T2 legte um 4,4 Prozent auf 26.200 Auslieferungen zu (2011: 25.100).

Der Saveiro ist die Pickup-Version des in Südamerika angebotenen Kleinwagens Gol, quasi das brasilianische Pendant zum Euro-Caddy. Hinter der zweisitzigen Kabine hat er eine große, abgeschottete Ladefläche mit Heckklappe. Man sieht ihn vor allem in Argentinien und Brasilien.

Der ebenfalls bei Volkswagen do Brasil in São Paulo produzierte T2, der dort als „Kombi“ verkauft wird und die Bullifans an die 40 Jahre zurückliegende Zeit erinnert, legte um 4,4 Prozent auf 26.200 Auslieferungen zu (2011: 25.100).

Quer über alle Baureihen haben der erst 2011 angelaufene Amarok und das zusammen mit Mercedes produzierte Modell Crafter überdurchschnittlich zugelegt.

Der Amarok verzeichnete ein weltweites Auslieferungsplus von 26,7 Prozent auf 84.100 Fahrzeuge (2011: 66.400). „Der Amarok war im vergangenen Jahr eindeutiger Träger des Auslieferungswachstums von Volkswagen Nutzfahrzeuge“, sagte Dr. Scholz. Gleichzeitig seien aber die beim Neustart einer Baureihe üblichen Anlaufinvestitionen mitverantwortlich für den Rückgang beim Gewinn.

Wachstumsimpulse sieht der Vorstandssprecher nicht nur in den europäischen Kernmärkten, sondern vor allem in Osteuropa, Südamerika sowie in Asien-Pazifik. Trotz sinkender Gesamtmarktzahlen konnten wir in Europa unsere Anteile steigern und dem Wettbewerb sogar Marktanteile annehmen und die Auslieferungsverluste begrenzen.

Die Beliebtheit zweier Perlen in den Baureihe wird auch daran deutlich: Von der Jadgbranche wurde der Amarok als bestes Jagdauto mit dem „Goldenen Keiler“ ausgezeichnet, die Leser von „auto, motor und sport“ wählten zum zehnten Mal in Folge den Multivan als bestes Auto in der Kategorie Van.

 ©gem

Im Frühjahr geht der Amarok „Canyon“ in Serie, ebenso der bereits auf der IAA Nutzfahrzeuge vorgestellte „Cross Caddy“. Den Stadtlieferwagen kann man jetzt auch mit dem 170 PS-TDI-Motor bestellen.

Gezeigt wurde auch das Sondermodell Transporter Edition, ein T5, mit dem Handwerker oder Transporteure auf 17- oder 18-Zoll-Rädern einen nicht biederen, sondern eher sportlich wirkenden Kastenwagen kaufen können.

Gerade noch in Genf gezeigt hat die Journalisten auch die Studie eines emissionsfreien und sehr hübsch und praktisch geformten Transporters begeistert. Das Konzept e-Co-Motion ist sehr funktional, verzichtet auf überflüssige Schnörkel, Kanten und Ecken und erfüllt ein lobenswertes Ziel: Maximaler Raum auf minimaler Verkehrsfläche. 1,90 Meter breit, 1,96 Meter hoch und nur 4,55 Meter lang ergibt sich damit ein Ladevolumen bis zu 4,6 Kubikmeter bei maximal 800 kg Zuladung.

Er ist somit 33 Zentimeter kürzer als der Caddy Maxi, der ja entwickelt wurde, um viel Raum auch in diesem Segment darzustellen. Angetrieben wird diese Studie von einer permanenterregten (elektrischen) Synchronmaschine, die 85 kW/115 PS leistet, das Auto auf 120 km/h bringt und damit auch tauglich macht für die Stadtautobahnen. Ein modulares Batteriekonzept ermöglicht je nach Fahrbetrieb 100, 150 oder 200 km Reichweite. Vorstellbar ist bei diesem Konzept eine großzügige und sichere Fahrerkabine vor einem Kasten (auch mit Kühlaggregat), vor einem Thermokoffer oder einer Tiefpritsche – das Fahrgestell ermöglicht viele Abwandlungen im Aufbau.

Die gleiche Maschine ist auch in der ebenfalls gezeigten Studie Caddy e-BlueMotion vorgesehen, kann darin aber nur 580 kg Nutzlast bei einer Reichweite von 136 km bewegen.

Ob und wann diese Elektroautos kommen und wo sie hergestellt werden, bleibt vorerst offen.

Ebenso unklar ist der Produktionsstandort für die angekündigte Eigenentwicklung eines VW-Crafters, nachdem die Zusammenarbeit mit Mercedes endet. Klar hingegen ist, dass der neue Crafter eine Reihe von elektronischen Sicherheitssystemen erhalten wird. Rätselhaft ist auch noch die Zukunft eines e-up als Stadtlieferwagen. Volkswagen hat ja die Serienfertigung eines Elektro-up für Frühjahr 2014 angekündigt. Eine Lieferwagen-Variante könnte dann ebenfalls im tschechischen Skoda-Werk vom Band laufen.

Die Furcht, die unterschiedlichen Marken im Konzern könnten sich kannibalisieren, gibt es offenbar nicht. Die Strategie zielt vielmehr laut Dr. Scholz in eine ganz andere Richtung: Die ausgereifte Produktpalette stütze das positive Image der Marke. Kurzfristiges Vertriebsziel sei der weitere Ausbau in Europa, verbunden mit einer anhaltenden Optimierung und einer noch vielfältigeren Auswahl an Varianten, neuen Motoren und neuen Automatikgetrieben. Damit werde jedes einzelne Auto für den Hersteller profitabler und für den Käufer attraktiver und wirtschaftlicher.

Ernst Bauer

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