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Nicht schön, aber toll: Stefans T3 "Jakob" - Zwölf tolle Jahre Teil 2

Stefan Günthner ist über die Jahre zum richtigen Schrauber geworden. Viel Anteil daran hatte sein T3 namens Jakob, mit dem Stefan über die Jahre viel erlebte und zu dem er ein sehr inniges Verhältnis aufbaute. Hier ist Teil zwei der Geschichte von Jakob.

Jakob vor einer der vielen Touren.

 ©Stefan Günthner

Den ersten Teil der Vorstellung von Stefan Günthner und seinem T3 Jakob könnt Ihr hier nachlesen.

Hallo Bullifreunde! Weiter geht es mit der Geschichte von Jakob:

2008 ging es auf die erste große Tour, und auch die Erfüllung meines langjährigen Traumes, bis ans Nordkap und zurück. Von Freiburg ging es über die Französische A35 nach Euskirchen, aber nicht ohne einen eintägigen Zwischenstopp in Karlsruhe, weil die Bremse im französischen Seltz geschliffen hatte und ich von meinem Schutzbrief nach Karlsruhe in die Werkstatt abgeschleppt wurde.

So fing der Urlaub nach nicht einmal 125 Kilometern teuer an. Über Dänemark, die Öresundbrücke, Schweden, ging es die norwegische Küste entlang bis Bodø (undichte Einspritzleitung und defekter Hauptbremszylinder inklusive).

Nach drei Wochen flog mein Kumpel von Bodø aus zurück nach Freiburg und ich setzte über, auf die Lofoten und fuhr innerhalb von einer Woche über die Vesterålen, weiter die Küste entlang zum Nordkap sowie weiter bis nach Kirkenes. Nicht immer alleine, denn so viele Anhalter wie in dieser Woche hatte ich bisher noch nie mitgenommen.

 

Unterwegs: Ordnung ist das halbe Leben - aber eben nur das halbe.

 ©Stefan Günthner

In Kirkenes empfing ich eine Freiburger Freundin, die mit den Hurtigruten angereist kam und wir fuhren innerhalb von drei Wochen von Kirkenes über Finnland und Schweden wieder zurück nach Freiburg. Dabei ereilte uns ein geplanter Ölwechsel, den ich auf einem Campingplatz, am Abend in einer hinteren Ecke durchführte (das Altöl und den Filter habe ich natürlich an einer norwegischen Tankstelle abgegeben!) sowie eine weitere undichte Einspritzleitung. Diese habe ich von einem Campingplatz aus per Fax bei einem Stockholmer VW-Händler bestellt.

Als wir drei Tage später in Stockholm ankamen, lag die auch schon bei dem VW-Händler für mich bereit, sodass ich diese gleich auf seinem Parkplatz einbauen konnte. Danach stank es glücklicherweise beim Fahren auch nicht mehr so nach Diesel.

Eine absolute Traumreise, von der ich heute noch schwärme und profitiere! Der größte Luxus war, dass ich mir die sieben Wochen Urlaub angespart hatte und auch nehmen konnte und durfte.

Die kommenden Jahre habe ich mit Jakob (meinem Campingbus) die verschiedensten Ausflüge und Touren mit verschiedenen Freunden unternommen, jedoch auch nicht immer ohne Pannen, daß ich irgendwann von meinen Freunden den Beinamen „Günnis Abenteuerreisen“ bekommen hatte. Wobei ja immer der Weg das Ziel war - und nicht nur das eigentliche Ziel. Meine bevorzugten Länder waren Frankreich, Deutschland und Norwegen, letzteres schien Jakob im Gegensatz zu mir nicht zu mögen. Zweimal habe ich die zuvor fest gebuchte Fähre von Hirtshals (Dänemark) nach Kristiansand (Norwegen) verpasst! Einmal war der Grund die defekte Wasserpumpe und ein anderes Mal zwei platte Reifen, wobei es weniger die 10 Jahre alten Reifen, als vielmehr die vom Vorbesitzer bzw. dessen Werkstatt, damals nicht gewechselten Ventile waren. Denn die Reifen hatten noch ordentlich Profil, waren weder porös, noch wiesen sie sonstige Beschädigungen auf!

2009 sagte mir eine Trainingskollegin beim Lauftraining, dass es jetzt so weit sei, Ihre Eltern verkaufen doch deren liebgewonnen T3 Multivan. Dieser habe einen irreparablen Motorschaden und stände in der Werkstatt. Zuvor hatten wir uns des Öfteren über die zwei Busse unterhalten und dass Sie mir Bescheid sagen solle, wenn Ihre Eltern den doch irgendwann mal verkaufen sollten.

Zylinderkopf von "Phönix".

 ©Stefan Günthner

Natürlich habe ich den sofort gekauft, obwohl ich nicht wusste, was mit dem Bus ist. Die Werkstatt hat nichts verraten, die Eltern wussten sowieso nichts, noch wusste ich, wohin mit dem Bus.

So stand ich vor dem Problem, dass ich ein Schrauberobjekt hatte, aber keinen Platz zum Schrauben. So habe ich alle Freunde und Bekannte gefragt, ob sie nicht jemanden kennen, der eine Scheune hat. Und eine Kollegin vermittelte mir freundlicherweise ihren Geschäftspartner, der eine Scheune hatte.

Als ich den Motor von "Phönix", so nannte ich den Bus der Eltern meiner Trainingskollegin, auseinandergenommen hatte, wurde mir bewusst, dass ich den Motor nicht reparieren konnte. Ein Ventil war abgebrochen und steckte um 90° gedreht im Zylinderkopf, ein Pleuel war krumm und was die Kurbelwelle hatte, konnte ich mit bloßem Auge nicht sehen.

Ob der Zahnriemen, der samt Einspritzpumpe in diesem Zusammenhang von der Werkstatt getauscht wurde, vor oder nach dem abgerissenen Ventil war, wusste ich nicht und werde ich auch nie erfahren. Also machte ich mich auf die Suche nach einem gebrauchten JX Motor und baute den ein halbes Jahr später ein.

Phönix ist fertig für den Verkauf.

 ©Stefan Günthner

Bis es soweit war, schweißte ich erstmal neue Bleche in den üblichen Roststellen ein. Bereits da wurde mir bewusst, dass Jakob, obwohl er weitaus mehr Kilometer herunter hatte, in einem besseren Zustand war und ich Phönix besser reparieren und verkaufen würde und stattdessen den Gewinn in Jakob invertiere und nicht wie angedacht die Innenausstattungen der beiden Busse zu tauschen und den Phönix zu behalten.

Mittlerweile bin ich mit dem Scheuneninhaber sehr gut befreundet und habe auch zusätzlich Familienanschluss erfahren. So kommt es auch, dass ich seither an ganz unterschiedlichen Projekten geschraubt habe: BMW 740i (Steuerkettenspanner), Astra F (Motorentausch), Mercedes W124 (Vorbereitung zur H-Zulassung), VW Lupo (neben den normalen Wartungsarbeiten Tausch von Auspuff, Getriebe, Kat und Einspritzpumpe), sowie Bau eines Anhängers, und natürlich diverser "kannste mal schnell…").

Und ja, dem Ein oder Anderen aufmerksamen Betrachter wird es aufgefallen sein, im Mai 2014 habe ich nach dem Winterschlaf das bis dahin vom Vorbesitzer übernommene Kennzeichen in mein Wunschkennzeichen geändert.

Rost "im Griff".

 ©Stefan Günthner

Im Vorfeld zum 70-Jahre-Festival in Wolfsburg habe ich, nachdem ich ja endlich die Möglichkeit hatte, hemmungslos zu schrauben, passend zum Zugfahrzeug einen Anhänger gebastelt und bin damit auch nach Wolfsburg gefahren! Auch wenn er noch nicht wirklich fertig war, aber zumindest schonmal TÜV hatte. Beim 75-Jährigen in Hannover wird er wieder mit dabei sein und dann auch neben mir auf dem Parkplatz Ost stehen und nicht wie in WOB abseits auf dem allgemeinen Parkplatz.

2017 habe ich mit sechsmonatiger Verzögerung endlich die ersehnte H-Zulassung erhalten. Im Original, gepflegtem und erhaltenswertem Zustand war er, aber den meisten Sachverständigen gefiel die originale Lackierung und die damit verbundene Patina nicht.

Die rechte Seite war vom Vor-Vorbesitzer reichlich verkratzt, die Falze auf der linken Seite hatten wie gewöhnlich Rost. Doch hatte ich den mit Rostumwandler und Klarlack behandelt und zweimal im Jahr mit Owatrol-Öl eingepinselt, so hatte ich den Rost über zehn Jahre wirklich im Griff!

Aber die linke Seite war durch den Rostumwandler schwarz und fleckig, was mich ja nicht störte, weil ich so immer sehen konnte, ob er weiter rostet oder nicht. Doch nur ein einziger Sachverständiger schaute sich den Bus wirklich genau an und sagte nicht nur, wie die anderen: "So wie der aussieht nicht!".

Wild campen in Norwegen 2014.

 ©Stefan Günthner

Er sagte mir, welche Bereiche ich neu lackieren sollte und erteilte mir anschließend die ersehnte H-Zulassung, sodass ich dann auch wieder guten Gewissens in die Tiefgarage (die in der Umweltzone liegt) fahren konnte.

2018 dann plötzlich die Wende, bis dahin hatte ich ihn, meinen Campingbus Jakob, geliebt, gehegt und gepflegt, alles getan, was ich nur tun konnte, viel Originalzubehör wie Luftstandheizung, Ölkühler vom GTI und so weiter nachgerüstet. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn jemals zu verkaufen, egal was die Freunde sagten!

Doch beim Einwintern (er durfte immer wohlverdienten Winterschlaf halten!) ereilte ihn ein tragischer Unfall. Eigentlich nicht schlimm! Ich konnte ihn selber wieder reparieren, aber ich war geknickt und konnte und wollte ihn nicht weiterfahren und habe ihn nach über zwölf Jahren und rund 68.500 Kilometern im Dezember 2018, zu einem überraschend guten Preis, verkauft.

Gespann im Jahr 2017.

 ©Stefan Günthner

Dass ich, nach so einer langen glücklichen Zeit, nicht ohne Campingbus sein wollte, war klar, aber was für einen?

Ein T1 und ein T2 ist aus heutiger Sicht nicht das allerbeste Fernreisegefährt. Ein anderer T3 ist auch nicht besser (was die Pannenstatistik angeht) als der Jakob, ein T4 in der Freiburger Umweltzone nicht fahrbar. Ein T5 durch die Abgasnorm Euro 5 nicht zukunftsträchtig. Der Betrugsskandal (fälschlich Dieselskandal genannt!) war noch voll im Gange, also ein T6??? Ein Fremdfabrikat stand nie zur Debatte, egal welche Vorschläge ich erhielt!

Ich wusste es nicht, aber das ist eine nächste Geschichte. So viel vorweg, er heißt jetzt Toni.

Viele Grüße an alle Bulli-Freunde und bis bald!

Stefan Günthner

von Gerhard Mauerer

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