Ratgeber: Oldtimerkauf im Ausland
Günstige Wechselkurse, Steuervorteile, Internet - immer mehr Oldtimer-Liebhaber schauen sich auf den Märkten im Ausland um. Kommen Import und Internet zusammen, muss vieles beachtet werden. Hier finden Sie Expertentipps zum Oldtimerkauf im Ausland.
Was gibt es beim Kaufvertrag zu beachten? Wie sieht es mit der Gewährleistung aus? Welche Steuern und Abgaben werden beim Import veranschlagt? Wird das Fahrzeug in Deutschland als Oldtimer anerkannt? Wer sich den Oldie-Traum jenseits der Grenzen erfüllt und zusätzliche Kosten für einen professionellen Importeur scheut, muss nicht nur eine Menge über die Importgesetze und die H-Kennzeichen-Regelung in Deutschland wissen. Er muss sich auch eine Übersicht über die Regelungen zu Export und Gewährleistung im Kaufland verschaffen: "Hat man ein Fahrzeug entdeckt, sollte man sich auch informieren, wie die Gesetze rund um Privatkäufe im Ursprungsland sind", sagt Matthias Gerst, Oldtimerexperte von TÜV SÜD.
Regelungen von Land zu Land unterschiedlich
Beispielsweise zur Einstufung als Oldtimer und die Regelungen rund um die Originalität - beides ausschlaggebend für die spätere Einstufung als historisches Fahrzeug in Deutschland. Hierzulande gilt ein Fahrzeug als Oldtimer, wenn es mindestens 30 Jahre alt ist und sich weitestgehend im Originalzustand befindet. Umfangreiche Umbauten indes führen meist zum Verlust der H-Zulassung. Oldtimer aus dem Ausland, die im Internet angeboten werden, werden also nicht per se auch hierzulande als historisch eingestuft. Die Vergünstigungen für das automobile Kulturgut können somit entfallen. Trotzdem kaufen? Die Experten von TÜV SÜD warnen aber davor, beim Kauf eines Oldtimers zu leichtfertig zu sein und raten zu kühlem Kopf. "Niemals übereilt kaufen, sich Zeit lassen und das Angebot genau checken", das sind die drei goldenen Regeln von Matthias Gerst.
Old- oder Youngtimer: Wer sich auf die Suche nach dem richtigen Angebot im Internet oder in Fachzeitschriften begibt, sollte grundsätzlich beachten: Bilder, die dort zum Kauf anlocken, sind meist wenig aussagekräftig. Die Angaben sollten genau geprüft werden. Gerst empfiehlt: "Bei der Vorauswahl auf jeden Fall mit dem Anbieter in Verbindung setzen und Detailfragen klären. Dazu gehören Detailaufnahmen und die genaue Geschichte des Oldies." Hilfreich ist es auch, sich vor der Besichtigungs- und Probefahrt-Reise Kopien von Reparatur- und Wartungsrechnungen schicken zu lassen. Sie belegen den Wahrheitsgehalt der vorgelegten Fahrzeughistorie. Stimmen die Angaben, steht der Reise zum neuen Alten nichts mehr im Wege. Führt der Weg über den Atlantik, auf jeden Fall vorab mehrere Angebote ins Auge fassen, damit sich die Reise lohnt.
USA und Kanada: Selbst kaufen oder importieren lassen? Größtes Problem beim Erwerb in den USA und Kanada: Es gibt für amerikanische Gebrauchtwagen in der Regel keine Herstellergarantie. Dieses Problem kann man umgehen, wenn man den Wagen bei einem Importeur kauft. Das ist meist nicht viel teurer und spart Zeit und Aufwand bei den Formalitäten rund um Zölle, Abgaben, Einfuhr und Transport.
Sales charge, destination fee und, und, und: Beim Kauf eines alten Autos in der neuen Welt kommen nämlich alleine für die Abgaben schnell mal vierstellige Euro-Beträge hinzu. Problematisch zudem, dass sich die Ausstattung von Oldies aus den USA teilweise gravierend von denen aus Deutschland unterscheiden kann. Paradebeispiel Re-Import Mercedes Pagode: Die Fahrzeuge sind wegen der allgemeinen Geschwindigkeitsbegrenzung in den USA mit einer kürzeren Hinterachsübersetzung ausgestattet. Die Folge: Ein 280 SL kann zwischen 80 und 110 Stundenkilometern ein enormes Beschleunigungsvermögen entwickeln - bei 160 Sachen aber fehlt ein weiterer Gang, der Motor dreht bei 5000 Umdrehungen. Es ist einerseits laut, und sehr viel schneller wird es nicht - der Rückbau ist aufwändig und teuer. "Da kommt schnell mal ein heftiger Betrag auf die Kaufsumme oben drauf, bis das Auto umgebaut und für die deutsche Straße zugelassen ist", erklärt Gerst.
Italien oder England: Der Import historischer Automobile aus anderen EU-Staaten ist im Vergleich zu den USA und Kanada recht einfach. Zölle fallen weg, die Zulassung in Deutschland ist einfach, wenn die Originalpapiere vorliegen. Falls kein Datenblatt vorhanden ist, sind zur Begutachtung und Zulassung glaubwürdige Dokumente vorzulegen: ausländische Zulassungspapiere und ein auf die Fahrzeug-Ident-Nummer bezogenes Datenblatt von TÜV SÜD.
Klicken und Kaufen: Schnelle Übersicht, Erreichbarkeit, ein Riesenangebot - aber Achtung: Wenn es um den Kauf eines Oldtimers geht, sind neben den herkömmlichen Sicherheitsmaßnahmen noch ganz andere Kriterien wichtig. Fotos und Detailaufnahmen im Internet sind nicht besonders aussagekräftig. Und: "Das Netz kann niemals die Ansicht oder die Probefahrt ersetzen", so Gerst. Noch besser ist es, einen Spezialisten oder gar Gutachter dabei zu haben. Tipp der Experten: Mehrere Oldtimer ausfindig machen und dann Besichtigung und Begutachtung bei einer Reise im Paket erledigen. Ausschlusskriterien für den Kauf: Anzahlung oder Vorabüberweisung.